Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine der am häufigsten auftretenden Gefäßerkrankungen. Über 20 % der erwachsenen EU-Bevölkerung sind betroffen.
Was sie besonders gefährlich macht, ist die Tatsache, dass sie kurzfristig nur leichte, kaum wahrnehmbare Symptome verursacht, unbehandelt kann sie jedoch auf lange Sicht zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen, weil sie das Risiko eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls und anderer Kreislauferkrankungen erhöht.
Die gängigste Behandlungsmethode ist eine medikamentöse Therapie, wobei die Patient*innen über mehrere Jahre hinweg täglich Medikamente einnehmen müssen. Aber mal ehrlich, vergisst nicht jeder hin und wieder mal eine Pille zu nehmen?
Genau deshalb wandte sich EGIS an uns: Um gemeinsam den Patient*innen zu helfen, sich an ihren Einnahmeplan zu halten.
Menschen in ihren 30ern und 40ern – also in dem Alter, in dem sich Bluthochdruck in der Regel bemerkbar macht – haben bereits eine feste Tagesroutine. In Verbindung mit unserem hektischen Lebensrhythmus erschwert das die Etablierung neuer Gewohnheiten – das gilt auch für die Einnahme von Medikamenten. Oft vergessen die Patient*innen in der Morgenhetze ihre Tabletten oder merken sich nicht, ob sie sie eingenommen haben. Auch Wochenenden, Ferien oder Feiertage können problematisch sein, weil die Menschen an solchen Tagen von ihrer Routine abweichen.
„Wir wollten eine Lösung entwickeln, die wirklich langfristig der Gesundheit der User dient. Die App musste sich daher möglichst nahtlos in ihren hektischen Lebensstil integrieren lassen“, erklärt Sára T. Kocsis, eine der UX-Verantwortlichen des Projekts.
Um tatsächlich etwas zu bewirken, brauchte es mehr als nur die guten alten Push-Benachrichtigungen. Erinnerungen können zwar ein nützliches Instrument sein, aber in diesem Fall mussten wir die schweren Geschütze auffahren und ganz genau verstehen, wie eine Gewohnheit aus psychologischer Sicht aufrechterhalten bleibt.
Um eine App zu entwickeln, die sich merkbar positiv auf das Leben unserer User auswirkt, haben wir auf eine weiterentwickelte Version der Gewohnheitsschleife zurückgegriffen. Das spezielle System, das wir im Rahmen mehrerer Produktdesign-Aufträge sorgfältig entwickelt und getestet haben, gliedert die Entstehung einer neuen Gewohnheit in einen sich wiederholenden Prozess mit fünf Schritten.
Bei der Verwendung der Habita-App müssen unsere User die nachstehenden Schritte in der richtigen Reihenfolge durchlaufen:
Wie bei jedem Verhalten gibt es auch für die pünktliche Einnahme von Medikamenten einen Trigger, der die entsprechende Routine auslöst. So ein Trigger ist etwa die Aufbewahrung der Pillen auf dem Tresen: Sobald man seine Pillen dort liegen sieht, erinnert man sich daran, dass man sie einnehmen sollte.
Aus der Verhaltensforschung wissen wir jedoch, dass die wirksamsten Trigger eigentlich die bereits bestehenden Gewohnheiten sind. Wenn man beispielsweise zu Hause frühstückt, kann man die Medikamenteneinnahme mit dem morgendlichen Kaffee oder Tee oder anderen Gewohnheiten (wie zum Beispiel dem Zähneputzen) verknüpfen, die man täglich ausübt.
Unsere Mobile App erfasst zunächst die bestehenden Routinen des Users und sucht dann im Rahmen einer personalisierten Journey einzelne Gewohnheiten aus, die sich am einfachsten mit dem Einnahmeplan verbinden lassen.
Zu Beginn sendet die App den Patient*innen Push-Benachrichtigungen, um die Verbindung zwischen der jeweiligen Gewohnheit und der Medikamenteneinnahme zu verstärken und sie in der Tagesroutine zu verfestigen. Nach ein paar Monaten wird der gesamte Prozess automatisch ablaufen und es werden keine Benachrichtigungen mehr nötig sein.
Um eine neue Gewohnheit zu entwickeln, braucht man eine gehörige Portion Motivation.
Als Motivation haben wir ein Belohnungssystem eingeführt, das die Benutzer*innen vor immer komplexere Herausforderungen stellt. Der Schwierigkeitsgrad der Challenges wird an den aktuellen Fortschritt angepasst, so dass ihre erfolgreiche Bewältigung jedem ein Erfolgserlebnis beschert.
Anfangs werden die Patient*innen auch für kleine Erfolge belohnt (z. B. die Einhaltung des verschriebenen Medikamentenplans an zwei aufeinanderfolgenden Tagen), doch im Laufe der Zeit werden die Challenges immer schwieriger zu bewältigen. Das gibt den Benutzer*innen ein Gefühl des Fortschritts, während immer neue Aufgaben für erneute Motivationsschübe sorgen.
Je einfacher und schneller etwas erledigt werden kann, desto weniger Motivation und Entschlossenheit braucht man für die Ausführung. Deshalb haben wir die Erfassung der Medikamenteneinnahme so einfach wie möglich gestaltet – auch für den Fall, dass ein Patient mehrere Medikamente auf einmal einnehmen muss. Jede Pillenart wird separat unter dem entsprechenden Zeitfenster aufgelistet. Die Benutzer*innen können mit einem simplen Antippen angeben, ob sie sie eingenommen (oder es nicht geschafft) haben.
Die vierte Säule der Gewohnheitsbildung ist die Belohnung, die auf das richtige Verhalten folgt und somit letztendlich die Routine verstärkt. Diese Methode funktioniert allerdings nur, wenn die Belohnung unmittelbar auf das gewünschte Verhalten folgt. Aus diesem Grund werden die User beim Öffnen der App nach jedem erfolgreichen Tag mit einem Glückwunsch-Bildschirm begrüßt. Sie werden für ihre Bemühungen gelobt und ermutigt, diese fortzusetzen.
„Mithilfe der erweiterten Gewohnheitsschleife haben wir ein leistungsstarkes Produkt entwickelt, das unseren Usern mühelos den Weg in Richtung einer gesünderen Zukunft ebnet, indem es ihnen hilft, bewusstere Verhaltensweisen zu entwickeln“, fasst Sára T. Kocsis zusammen.
Das Ergebnis: Unsere fertige App erinnert die Patient*innen daran, ihre Tabletten pünktlich einzunehmen, jedoch mit einem klaren Ziel vor Augen: Die Einnahme erfolgreich in die tägliche Routine einzubinden und die unabsehbaren Gesundheitsrisiken eines langjährigen hohen Blutdrucks zu vermeiden.
Neue Gewohnheiten entstehen nicht von heute auf morgen: Das Ganze ist ein monatelanger Prozess, der Ausdauer und konstante Aufmerksamkeit erfordert. Kein Wunder also, dass wir zusätzliche Unterstützung brauchten, um diese Phase mit unseren Usern erfolgreich zu meistern. Deshalb erschufen wir Habita, eine persönliche Trainerin, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen eingeht und sie bei der Bewältigung ihrer neuen Routine treu begleitet.
Beim Onboarding erkundigt sie sich nach dem Medikamentenplan der Nutzer*innen, um sie an die rechtzeitige Einnahme erinnern zu können. Später hilft sie beim Blutdruckmessen oder fordert die User auf, einen Arzttermin zu vereinbaren, wenn ihre Medikamente zur Neige gehen. Das Wichtigste ist jedoch ihre motivierende Art: Sie erinnert häufig an bereits erreichte Meilensteine und gibt den Patient*innen in kritischen Momenten einen Motivationsschub.
Die kürzlich auf den Markt gebrachte Habita-App hilft Hunderten von Usern, ihre tägliche Medikamentenroutine einzurichten und so späteren Komplikationen vorzubeugen oder sie zu mildern. Aber das ist noch nicht alles: Mit der App können neben den Patient*innen, auch ihre Ärzt*innen die Veränderungen ihrer Blutdruckwerte und die Regelmäßigkeit ihrer Medikamenteneinnahme verfolgen. Mit dem Tool von EGIS können die User ihre Berichte exportieren und sie mit einem einzigen Tastendruck an ihre Ärzt*innen übermitteln, sodass das medizinische Fachpersonal bei Untersuchungen fundiertere Entscheidungen über die Fortsetzung oder Abänderung der Therapie treffen kann.
Obwohl das vielseitige digitale Tool von EGIS speziell für Patient*innen mit Bluthochdruck entwickelt wurde, könnte dieser Ansatz auch Millionen anderer Patient*innen mit diversen chronischen Erkrankungen zugutekommen. Wir freuen uns schon sehr darauf, in Zukunft auch andere Patientengruppen mit solchen bahnbrechenden digitalen Lösungen zu unterstützen. Denn unsere Hilfe beim Gesundbleiben kann letztlich auch ihr gesamtes Leben verbessern.